The Evil Within

Purer Survival-Horror mit mehr Resident Evil in der DNA als Resident Evil 5.

The Evil Within ist eine Rückkehr. Eine Rückkehr zu einem Genre, das in einer Identitätskrise steckt. Der Survival-Horror hat seinen Fokus verloren. Was Horror-Fans ursprünglich liebten, wurde seit Jahren auf der Jagd nach einem größeren Publikum gegen mehr und mehr Action ausgetauscht. Mit The Evil Within kehrt Shinji Mikami, der kreative Kopf hinter der Resident Evil-Serie, mit seinem eigenen Studio Tango Gameworks zurück ins Jahr 2005. Damals hatte Mikami das Horror-Genre mit Resident Evil 4 völlig neu erfunden und nach Ansicht vieler Kritiker eines der besten Horror-Spiele aller Zeiten kreiert. Moderne Vertreter des Genres wie Dead Space 3 oder Resident Evil 5 oder Resident Evil 6 sind zu Action-Spielen mutiert und lassen die Kernwerte des Survival-Horrors vermissen. The Evil Within ist Mikamis Rückkehr zur bewährten Survival-Horror-Formel vergangener Tage, teilweise aber auch in eine vergangene Zeitepoche, wie unser Test zeigt.

Kann deine Psyche das vertragen?

The Evil Within erzählt die Erlebnisse von Sebastian Castellanos, einem Polizei-Ermittler aus Krimson City. Castellanos und seine Partner werden irgendwann zum Tatort eines blutigen Massenmordes gerufen. The Evil Within wäre kein Horror-Spiel, wenn alles normal laufen würde und so werden die Ermittler voneinander getrennt und in ein Paralleluniversum geworfen, in dem gewöhnliche Menschen in mutierte Killer verwandelt wurden. Leider erweist sich Castellanos als 08/15-Charakter einer oft berechenbaren Handlung. Zu unserer Freude öffnet diese Handlung aber auch neue Türen für einen Horror mit einer sehr, sehr bedrückenden Atmosphäre. Kleiner Wermutstropfen zu Beginn ist allerdings gleich die Lokalisierung. Freunde der englischen Tonspur und Bildschirmtexte haben das Nachsehen, denn wer die deutsche Version erwirbt, der findet lediglich spanische, italienische und französische Sprachfassungen.

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Wie Resident Evil sein sollte

Vom Action-orientierten Gameplay moderner Horror-Spiele rückt The Evil Within ab. Survival-Horror ist eben harter Überlebenskampf und so steht Ressourcen-Management wie zu guten alten Resident Evil-Zeiten wieder im Mittelpunkt. Natürlich gibt es Schusswaffen, die auch eingesetzt werden dürfen und sollten, doch Munition und Heilmittel sind knapp. Das Gunplay ist hervorragend und der Einsatz der richtigen Waffen vermittelt dem Spieler ein Gefühl von Macht gegenüber der zahlenmäßig übermächtig wirkenden Armee mutierter Killer. Es bleibt jedoch wichtig, mit seinen Vorräten bedacht umzugehen. Oft findet ihr schon auf dem normalen Schwierigkeitsgrad nur eine weitere Kugel, wenn ihr Munitionsschachteln entdeckt. Besonders Spaß macht die Armbrust, für die ihr verschiedene Bolzen herstellen könnt. Explosivbolzen sind beispielsweise eine schöne Sache… Doch Vorsicht! Schusswaffen locken auch wieder neue Gegner an, daher sind Stealth-Kills oder der Einsatz von Fallen oft die bessere Wahl. Im gesamten Spiel stolpert ihr immer wieder über Fallen, die euch den Gar ausmachen sollen. Diese Fallen, etwa Sprengfallen oder Bärenfallen, könnt ihr entweder entschärfen und aus den Teilen zum Beispiel neue Bolzen für eure Armbrust erstellen oder ihr lockt die Gegner in diese fiesen Überraschungen und spart damit Munition. Darüber hinaus gibt es One-Hit-Kill-Gegenstände wie Fackeln, mit denen ihr einen Gegner sofort töten könnt.

Auf offene Konfrontationen mit bloßen Händen sollte sich Sebastian jedenfalls nicht einlassen. Zwar scheint er Hulks verlorener Bruder zu sein, der ganze Holzfässer mit der bloßen Hand zerschlagen kann, im Kampf gegen die ekeligen Widersacher zieht er im Faustkampf allerdings den Kürzeren. Er zieht nicht knapp den Kürzeren, Nahkampfangriffe von Sebastian taugen höchstens, um den Gegner kurz ins Wanken zu bringen und die Flucht zu ergreifen. Für ein Nahkampfsystem sind die Angriffe allerdings so sinnlos, dass man es auch komplett weglassen könnte. Nicht mal Gegner, die man bereits angeschossen hat, lassen sich im Nahkampf erledigen, ohne dass Sebastian gehörigen Schaden nimmt. Gegner greifen selbst dann weiter unbeeindruckt ab, wenn Sebastian gerade zuschlägt. Es gibt keine ausreichende Animationsunterbrechung auf Seiten der Gegner. Zusammen mit dem Zerschlagen von Fässern ist Ganze ist ein gutes Beispiel für eine antiquierte Videospiel-Mechanik und -Logik, mit der The Evil Within während seiner rund 15 Stunden langen Kampagne ab und an zu kämpfen hat.

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