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Hinter den Kulissen
Als Lenker der Regierung verfügt man natürlich über Geheimdienste, die mit einem umfassenden Arsenal an Spionen und Sonderoperationen ausgestattet sind. Je ausgeprägter und loyaler der Geheimdienst ist, desto abgesicherter ist man als Regierungschef. Auf eigenes Risiko kann der Geheimdienst etwa Skandale über eine andere politische Partei enthüllen, Terrornetzwerke sprengen, eine ausländische Infrastruktur sabotieren, einen Anschlag auf einen Gegner durchführen lassen oder mit ausländischen Terroristen kooperieren, um feindlich gesinnte Regierungen zu stürzen.
Schließlich bestimmt man als Regierungsoberhaupt über die gesamten militärischen Kapazitäten. Als Comnander-in-chief kann man Einheiten entweder eigenständig oder im Rahmen supranationaler UN-Missionen auf der Karte verschieben. Internationale Organisationen (über 50 Organisationen sind bereits vorhanden und zusätzlich dazu können auch neue Organisationen gegründet werden) spielen für die außenpolitischen Bestrebungen eine wichtige Rolle. Innerhalb der UN kann man eine Nation denunzieren, die Genehmigung des Sicherheitsrates für eine Militärintervention einholen oder aber die permanente Mitgliedschaft, sofern noch nicht schon vorhanden, beantragen.
Im Endeffekt bietet der Politiksimulator 3 so viele verschiedene Entscheidungsmöglichkeiten und Gesetzgebungen, dass man theoretisch perfekt für alle nationalen und internationalen Krisen gerüstet und somit bestens in der Lage wäre, den eigenen Staat zum wirtschaftlichen Wohlstand zu verhelfen.
Kinder, hier könnt ihr noch etwas lernen!
Schon wenn ihr das Spiel startet, erwartet euch ein Zeitraffer-Video, welches kurz die bedeutsamsten Geschehnisse aus der Weltgeschichte in Bild und Ton zusammenfasst. Darin zu sehen bzw. zu hören sind unter anderem berühmte Persönlichkeiten wie Churchill, Roosevelt, Stalin, Kennedy, Mao, Guevara oder Mandela. Darüber hinaus finden sich große historische Ereignisse wie die Unterzeichnung des Marshallplans, der Fall der Berliner Mauer, die Atomkatastrophe von Tschernobyl oder die Terroranschläge des 11. Septembers im Video wieder. Das Video führt den Spieler gut an das Spielgeschehen heran und vermittelt ein erstes Gefühl dafür, was einen erwartet, bevor man in das gut strukturierte Hauptmenü geworfen wird. Hier entscheidet ihr über den Schwierigkeitsgrad, die Währung, den Namen eures neuen Regierungsoberhauptes, die Häufigkeit von terroristischen Anschlägen und die Intensität von Naturkatastrophen oder Kriegstreibereien.
Zu den Änderungen im Vergleich zum Politiksimulator 2 gehören die vielseitigen neuen Szenarien, die euch erwarten. Man kann sich nicht nur für ein freies Spiel entscheiden, sondern alleine oder mit bis zu 15 Mitspielern im Multiplayer-Modus ebenso diverse politische Ziele verfolgen. So gibt es zum Beispiel das Szenario "Triple A", in dem man versuchen muss, seine Wirtschaft über gewisse Zeit auf AAA-Level zu halten. Ein weiteres Szenario nennt sich "Eskalation des israelisch-iranischen Konflikts", bei dem darauf hingearbeitet werden muss, dass so schnell wie möglich ein Friedensvertrag zwischen den beiden Parteien unterzeichnet wird.
Weitere, teils extrem aktuelle, Szenarien sind die "amerikanische Fiskalklippe", "Wiederwahl des Bundeskanzlers", "goldene, europäische Budgetregel","afrikanischer Wirtschaftsboom", "Dritter Weltkrieg", oder "Atomausstieg in Japan" und andere. Alle Szenarien sind in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen und Herangehensweisen spielbar, die dem Spieler sein ganzes politisches Geschick abverlangen.
Schwache Technik, repetitives Politikgeschäft
Das größte Manko des Spiels ist die Optik, die ein wenig an die zweitklassigen Spiele der 90er Jahre erinnert. Natürlich trumpfen Simulationen generell nicht mit einem visuellen Feuerwerk auf, Titel wie der Landwirtschaftssimulator oder SimCity zeigen aber, dass es deutlich besser geht. Den technisch etwas altbackenen Eindruck unterstreicht auch der Sound, der stellenweise ziemlich hölzern klingt. Ab und zu kommt es vor, dass bestimmte Worthülsen sogar ganz ausgefallen, doch zum Glück gibt es Untertitel. Ohne Untertitel verpasst man vermutlich einige wichtige Informationen.
Während der Gespräche mit dem Regierungsstab oder anderen Staatschefs fällt nach kurzer Zeit zudem auf, dass die Gesprächsthemen und -Abläufe immer dieselben sind. Anfangs bietet man dem Gesprächspartner entweder eine Tasse Kaffee oder ein Glas Champagner an, dieser nimmt entweder die Offerte an und ist nach dem Schluck Champagner sogar beschwipst oder jammert über sein großes Furunkel. Die ersten Male noch sehr amüsant, ist das Spielchen spätestens nach dem zehnten Mal einfach nur noch nervig. Nachdem die Höflichkeiten ausgetauscht wurden, kommt es zur Verhandlung. Was einen des Öfteren zur Weißglut bringt, sind die unzähligen Wirtschaftsverträge. Es bedarf fast immer mehrere Runden, bis ein einigermaßen annehmbarer Deal zustande kommt. Pure Freude bricht aus, wenn das Abkommen dann in der letzten Verhandlungsrunde letztlich doch nicht zu Stande kommt. Einfach großartig! Nicht.
Wenn ein Abkommen, sagen wir über einen bestimmten Rohstoff, in der letzten Runde scheitert, dann besteht immer noch die Möglichkeit, für denselben Rohstoff einen Deal auszuhandeln. In der realen Politik würde das so niemals funktionieren. Dort bedeutet ein Nein auch wirklich ein Nein und man kann den gescheiterten Vorgang auch nicht beliebig oft ausprobieren. Gut für den Spieler, aber an gewissen Punkten entfernt sich der Politiksimulator 3 eben doch recht weit von der Realität.
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