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Bei Vielen fällt der Groschen, wenn sie von „Arc the Lad“ hören, nicht. Das liegt daran, dass es eine Rollenspiel-Trilogie aus Japan ist, die es nie nach Deutschland geschafft hat. Nun folgt ein vierter Teil der Serie, auch in Europa, und der trägt den Titel „Twilight of the Spirits“. Er hat nur noch herzlich wenig mit seinen Vorgängern zu tun und gibt Neulingen daher einen besonders guten Einstieg ins Genre.
Hundert Jahre sind nach „Arc 3“ vergangen. Es herrscht Krieg auf diesem Planeten. Die Welt ist in zwei Teile gespalten, auf der einen Hälfte leben die Menschen, auf der anderen die gefürchteten monsterähnlichen Deimos. Ständig kommt es zu Auseinandersetzungen. Grund dafür: Die Geistersteine. Die Menschen brauchen sie als Energie-, die Deimos als Magiequelle. Gleich am Anfang wird Kharg, eine der zwei Hauptpersonen, Zeuge eines solchen Konflikts als die Deimos einen Steinbruch überfallen. Kharg ist Erbe eines einflussreichen Adelsgeschlechts, Darc, Hauptperson Nummer zwei, ist nur zur Hälfte ein Deimos und hat im Gegensatz zu den meisten anderen Deimos Flügel. Wie der Zufall es so will, haben sie beide dieselben Eltern, der Vater ein Deimos, die Mutter ein Mensch. Kharg lebt noch immer bei seiner Mutter und weiß nichts von einem Bruder, Darc hat ebenfalls keine Ahnung, er wird von der bösen alten Geedo als Sklave gehalten. Der Vater der zwei starb wegen Verrat, als die geheime Ehe aufgedeckt wurde. Ihr müsst nun immer abwechselnd in sechs Kapiteln die beiden Brüder steuern bis sich schließlich ihre Wege kreuzen und sie die Welt retten müssen.
Die Story ist ein sehr großer Pluspunkt am Spiel, allein schon der Verlauf gefällt, zudem bieten die ständigen Charakterwechsel Abwechslung. Erzählt wird euch die Story, sehr Genre typisch, in minutenlangen Videos in Spielgrafik und langen Dialogen. Die vielen Dialoge waren nämlich bei den ersten drei „Arc the Lad“ Teilen das große Problem, es entstand einfach kein Interesse, die Berge von Wörtern zu übersetzen. „Twilight of the Spirits“ bietet dafür viel Action, spannende Familiendramen und Liebesgeschichten, denn natürlich gibt es im Spiel auch keinen Mangel an weiblicher Seite. So schließen sich euch im Laufe des Spiels auch viele Gefährten mit unterschiedlichsten Waffen und Spezialgebieten an, die mit euch kämpfen. Die Charaktere sind rundum sympathisch.
Der Spielablauf ist sehr einsteigerfreundlich. Final Fantasy X brauchte meiner Meinung nach eine gewisse Eingewöhnungszeit. Bei Arc verfügt ihr über eine große Weltkarte, darin sind einzelne Dörfer eingezeichnet. Wenn ihr euch in einem dieser Dörfer eine Aufgabe abholt, erscheinen auch weitere Orte auf der Karte, sie füllt sich also im Laufe der Zeit. Besonders einfach ist es, diese Orte zu erreichen, denn ihr müsst nicht den direkten Weg dorthin gehen wie bei Final Fantasy, sondern könnt direkt über die Karte den entsprechenden Ort anwählen. Zufallskämpfe gibt es dabei nur, solange ihr auf eurem Wege andere Schauplätze passieren müsst - also insgesamt sehr wenige! An eurem Ziel fragt ihr euch dann einfach durch die Leute durch, erfüllt euer Missionsziel und geht zurück zum Auftraggeber. Kinderleicht! Minispielchen und Extrarätsel werden aber sehr vermisst.
Auch das Kampfsystem ist ab dem ersten Kampfe zu verstehen. Bei früheren Arcs habt ihr euch auf einem Schachbrett ähnlichen Spielfeld bewegt, jetzt könnt ihr euch frei bewegen, rundenbasiert, versteht sich. Am Anfang eines Kampfes stehen die Gegner auf der einen, ihr oder du auf der anderen Seite. Jeder darf sich nun nacheinander in einem bestimmten Radius frei bewegen und sich die Zeit der Welt lassen. In der ersten Runde passiert meist nichts, da die Teilnehmer zu weit auseinander stehen. Ab der zweiten Runde dann dürft ihr euch direkt vor einem beliebigen Gegner platzieren und mit der X-Taste direkt draufschlagen oder eine Extraattacke, z.B. Giftpfeile statt normalen Pfeilen, oder einen Zauberspruch, z.B. zum Heilen, durchführen. Das kostet allerdings kostbare Geistersteine, die ihr bei gefallenen Feinden und in örtlichen Shops gegen Geld bekommt. Das Nützliche daran, dass man sich auf dem Spielfeld frei bewegen kann, ist, dass ich euch auch mal eine Runde lang zurückziehen oder den Gegner von der Seite, bzw. von hinten angreifen könnt. Außerdem könnt ihr, wenn ihr zwei Charaktere genau gleich positioniert habt, einen besonders starken Teamangriff landen, nach dem kein Gegner mehr steht. Haben eure Team-Mitglieder eine bestimmte Anzahl von Erfahrungspunkten erreicht, steigen sie im Kampf auch auf, wie bei Final Fantasy, nur ohne das komplizierte Sphärobrett! Wer nicht so langsam aufsteigen will, kann auch durch neue Waffenteile und Items aus dem Heimatdorf nachhelfen. Trainieren ist aber nicht unbedingt nötig, da das Hauptaugenmerk nicht beim Kämpfen liegt.
Die Technik lässt bei Arc leider stellenweise stark zu wünschen übrig. Vergleicht man dieses Spiel mit Grafikbomben wie Final Fantasy X-2, ist Arc nicht mehr als ein plattes Kaugummi unter einem Schuh. Die Umgebung sieht ganz nett aus, da es viele Bauten und Menschen in den Städten zu sehen gibt, zu entdecken ist dabei allerdings nichts. Auch bei den Animationen und dem Design der Figuren hat Entwickler Cattle Call gespart. Der, der gerade spricht, muss dies immer durch übertriebene Bewegungen darstellen und auch ansonsten sind die Animationen zu steif, kindisch und unpassend. Den Charakteren selbst mangelt es an Polygonen. Effekte fehlen bei Arc größtenteils. Bei Zaubersprüchen z.B. sprühen andere RPGs nur so vor Farben, hier allerdings könnte man einschlafen. Auch was den Sound angeht, wurde gespart. Bei Final Fantasy wurde jeder Figur, außer den Passanten, eine Stimme verliehen und jedes einzelne Wort wurde synchronisiert, so dass die Engländer und Amis nur zuhören und die Deutschen den Untertitel lesen mussten. Arc hingegen wird von bedrückender Stille beherrscht, da so viel gelesen werden muss und nur die Videos vertont sind. Doch es kommt noch schlimmer! Die Stimmen der Charaktere sind unglaublich schlecht! Für den kleinen Maru, ein Indianer, musste anscheinend Großmutter herhalten. Unfreiwillig wird das Spiel dadurch stellenweise zur Lachnummer. Die Hintergrundmusik ist eher unauffällig. Insgesamt kann man technisch aber noch vom Durchschnitt sprechen. Was jedoch umso mehr Lob verdient, ist die ausgezeichnete Lokalisierung. Pal-Balken werden vergeblich gesucht, die Übersetzung ist gelungen und weicht nicht vom Originaltext ab.
Zum Schluss kann ich sagen, dass Arc: Twilight of the Spirits ein rundum sehr gut gelungenes Rollenspiel ist. Wer zuvor noch kein RPG gespielt hat, muss dieses Spiel unbedingt haben, aufgrund seiner Einsteigerfreundlichkeit. Für Genreveteranen ist Arc aber vielleicht zu simpel. Cattle Call hat sich hier nicht auf Nebenquests und komplizierte Rätsel konzentriert, sondern auf die schöne abwechslungsreiche Story und ihre sympathischen Hauptcharaktere. Auch die stimmungsvollen Kämpfe bleiben im Zaum. Von Seiten Grafik und Sound hat Arc eher nicht so viel zu bieten, dafür gefällt die Lokalisierung, an denen sich so einige andere Entwicklerschmieden ein Beispiel nehmen sollten. Was noch nicht erwähnt wurde, ist das Speichersystem. Speicherplätze gibt es eher wenige im Spiel und auch nur an den wichtigsten Orten, so dass man zum Spielen immer ein bischen Zeit mitbringen sollte, aus Arc kann man eh einiges an Spielzeit rausholen. Mein Fazit: Klarer Kauf für Neulinge und eventueller Kauf für Erfahrene. Mir hat Arc sehr gut gefallen.
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